Umziehen mit Kindern Teil 3: Wenn die Pubertät Probleme macht

Umziehen mit Kindern: Wenn die Pubertät Probleme macht

In den ersten beiden Teilen der Reihe „Umziehen mit Kindern“ hast Du gelernt, wie Du den Umzug am besten planst und wie ein Schulwechsel für Deine Kinder ablaufen kann. Mit Jugendlichen entstehen aber trotz guter Planung und Vorbereitung häufig große Probleme bei so einem Wechsel des Umfelds. Ausschlaggebend sind dafür weniger die Umgebung selbst, als die Freunde und sozialen Kontakte. Häufig kommt es dann zu Trotzreaktionen oder gar Depressionen.

Psychische Probleme durch Umzüge als Jugendlicher?

Eine amerikanische Studie fand kürzlich heraus, dass Jugendliche nach Umzügen häufiger in psychologische Behandlung oder eine psychiatrische Klinik mussten als Gleichaltrige ohne Umzug. Die Studie untersuchte hierfür rund 500.000 Kinder zwischen zwölf und 17 Jahren, wovon rund ein Viertel im Jahr 2008 umziehen musste. Die Auswertung fand rund ein Jahr später statt. Es ist daher davon auszugehen, dass die Häufung der psychischen Schwierigkeiten unmittelbar mit dem vorangegangenen Umzug zusammenhingen. 0,9 Prozent der Kinder mussten gar in eine stationäre Behandlung, Die häufigsten Diagnosen waren: Anpassungsstörungen, Verhaltens- und Alkoholprobleme, ADHS, Selbstverletzung oder Substanzmittelmissbrauch.

Woher kommen die Schwierigkeiten?

Das Ergebnis der Studie ist beunruhigend für alle jene Eltern, die mit ihren Kindern im Jugendalter umziehen müssen. Die Frage ist nun: Woher kommen all diese Schwierigkeiten? Um zu handeln, solltest Du schließlich die Ursachen der Probleme kennen. Die Hauptgründe für die schwierige Anpassung an das neue Umfeld sehen die Experten vor allem darin,
dass bei den Jugendlichen häufig mehr Verständnis für den Umzug vorausgesetzt wird als noch bei Kindern.

  • dass die Jugendlichen deshalb weniger intensiv betreut und schlechter auf die neue Situation vorbereitet werden.
  • dass die Jugendlichen sich in diesem Alter stark an ihre sozialen Kontakte binden, sich über die „Clique“ definieren oder vielleicht bereits ihre „erste Liebe“ durchleben. In keinem Alter sind soziale Kontakte wichtiger als zu dieser Zeit. Freundeskreise sind daher meist sehr fest und in sich geschlossen, Neuankömmlinge finden nur schwer Anschluss.
  • dass viele Eltern damit überfordert sind, ihren Kindern die notwendige Stütze in dieser schwierigen Zeit zu sein, zumal viele Jugendliche zu Trotzreaktionen neigen.

Schlussendlich entstehen daraus Gefühle der Überforderung, Vernachlässigung oder Einsamkeit und die Jugendlichen wissen sich oft nicht mehr anders zu helfen, als ihren Frust in irgendeiner Art der Überreaktion auszuleben, seien es die Selbstverletzung, das „Ausreißen“ oder die Flucht in Suchtmittel. Ich möchte Dir natürlich keine Angst machen, solch extreme Situationen sind immer noch Einzelfälle. Kleinere und vor allem langwierige Schwierigkeiten jedoch, wie ständiger Streit oder das Schwänzen der Schule, kommen bei Umzügen vergleichsweise häufig vor. Was kannst Du als Elternteil nun dagegen tun und vor allem: Wie kannst Du Dein Kind bestmöglich unterstützen?

Tipps für einen erfolgreichen Umzug mit Jugendlichen

Erst einmal möchte ich Dir sagen, dass Du natürlich Dein Kind am besten kennst und die Probleme sowie optimale Umgangsform größtenteils vom Charakter und Alter Deiner Sprösslinge abhängen . Einen großen Unterschied macht stets auch die Entfernung des Umzugs. Je weiter weg vom alten sich der neue Wohnort befindet, desto schwieriger wird es. Besonders extrem verhält sich das bei einem Umzug ins Ausland mit einer anderen Sprache. Hier habe ich die wichtigsten Punkte für Dich zusammengetragen, welche Du für einen erfolgreichen Umzug und Deinem Kind zuliebe beachten solltest:

  • Setze das Verständnis für einen Umzug nicht einfach voraus, sondern bespreche sie mit Deinem Kind und versuche es so weit wie möglich mit in die Entscheidungen einzubeziehen, zum Beispiel bei der Wohnungssuche oder dem Aussuchen der neuen Schule.
  • Beobachte Dein Kind vor, während und nach dem Umzug und achte auf Anzeichen für eine Überforderung. Sollten sich Probleme ergeben, handle schnell und suche Dir falls nötig fachmännische Hilfe. Ist die Situation einmal zu sehr ausgeartet, lässt sie sich häufig nur noch schwer in den Griff kriegen.
  • Ermögliche Deinem Kind jederzeit den Kontakt zu seinen Freunden am alten Wohnort. Kaufe ihm, wenn nötig, ein Smartphone oder einen Laptop zum Skypen und lasse sich die Kinder in den Ferien gegenseitig besuchen.
  • Erleichtere Deinem Kind den sozialen Anschluss in der neuen Umgebung. Je eher es sich in einen Freundeskreis integrieren kann, desto besser. Lass es daher vielleicht schon vor dem Schulstart einem Sport- oder Musikverein beitreten oder fördere ein neues Hobby. Vielleicht ergibt sich auch ein netter Kontakt mit eine/m Jugendlichen aus derselben Klasse, zum Beispiel aus der Nachbarschaft? Oft reicht nämlich ein guter Freund bereits aus, damit sich Dein Kind in dessen Freundeskreis willkommen fühlt.
  • Überlasse Deinem Kind die freie Gestaltung seines Zimmers, sodass es sich bestmöglich entfalten kann und heimisch fühlt.
  • Sollten sich das Schulsystem oder die Lehrinhalte stark von denen in der alten Schule unterscheiden, stelle Deinem Kind frühzeitig einen Nachhilfelehrer zur Verfügung.
  • Vielleicht findest Du ja einen triftigen Grund für Dein Kind, weshalb der neue Wohnort für es besser ist als der alte. Vielleicht gibt es hier die Möglichkeit, endlich ein lang ersehntes Hobby auszuüben oder eine spezielle Talentförderung in der Schule zu erhalten? Versuche ihm die „Coolness“ des neuen Zuhauses näher zu bringen, lasse Dich aber nicht auf unnötige Diskussionen ein.
  • Der letzte und wichtigste Punkt bist Du selbst. Natürlich ist so ein Umzug auch für Dich mit viel Stress und Organisation verbunden. Nimm Dir aber dennoch genügend Zeit für Deine Kinder, sprich mit ihnen, versuche ihnen zu helfen und unterstütze sie, wo Du kannst. Das schlimmste Gefühl ist für Jugendliche nämlich jenes, allein gelassen worden zu sein.

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