Es gibt viele Gründe, zu Farbe und Pinsel zu greifen. Entweder, weil Du ausziehst und im Zuge der Schönheitsreparaturen die Wände in hellen und neutralen Farben streichen musst. Oder aber, weil Du Dir nach Deinem Einzug oder als Auffrischung nach vielen Jahren etwas neue Farbe an die Wände wünschst. Mit meinen Tipps und Tricks kannst Du ab sofort nicht nur schneller streichen, sondern erhältst auch ein noch besseres Ergebnis, wie vom Profi.
Was Du zum Streichen brauchst
Bevor Du anfängst, solltest Du alle wichtigen Materialien griffbereit haben. Denn ist die Farbe erst einmal an den Wänden, muss sie schnell verarbeitet werden. Einmal getrocknet, hinterlassen nachträgliche Ausbesserungen oder ungleichmäßige Anstriche nämlich unschöne Flecken. Für ein optimales Ergebnis benötigst Du:
- Deine Wunschfarbe (diese kannst Du Dir in professionellen Fachgeschäften direkt vor Ort zusammenmixen lassen)
- Leiter
- ein dunkles Tuch
- Pinsel und Farbroller
- Abstreifgitter
- Fleckendecker oder Isolierfarbe
- Malerfolie und -krepp
- Spachtel- und Fugenmasse
- Spachtel
Und schon kann es losgehen mit den sieben einfachen Schritten zur perfekten Wandfarbe:
1. Schritt: Vorbereitung
Wie die Materialien schon vermuten lassen, kannst Du nicht einfach zum Pinsel greifen und die Wandfarbe auftragen. Ansonsten hast Du hinterher nicht nur Flecken an Wänden, Boden und Decken, sondern auch Unebenheiten und ein enttäuschendes Ergebnis. Erst einmal musst Du nämlich feststellen, auf welchem Untergrund Du streichen wirst. Fahre hierfür mit dem dunklen Tuch über die Wand und suche nach kreidigen oder sandigen Rückständen. In diesem Fall musst Du die Oberfläche vor dem Streichen grundieren. Selbiges gilt für Leimfarbe, die sich mit einem feuchten Tuch „verwischen“ lässt, für dunkle Farben und besonders saugfähige Wände. Halte hierfür einen nassen Schwamm an die Wand und beobachte, ob das Wasser abtropft oder ein deutlicher feuchter Fleck zurückbleibt. Klebe zuletzt noch einen Streifen Malerkrepp an die Wand (rund fünf bis zehn Zentimeter lang) und ziehe ihn ruckartig ab. Lösen sich dadurch Reste des alten Anstrichs oder vom Putz ab, musst Du diesen vor dem Streichen entfernen. Anschließend besserst Du Risse, (Dübel-)Löcher oder Unebenheiten mit Fugen- oder Spachtelmasse aus und lässt sie trocknen.
2. Schritt: Abkleben der Wände
Egal, ob Du Dich für eine Grundierung entschieden hast oder direkt mit der Wandfarbe beginnen möchtest: Zuerst müssen unbedingt die Steckdosen, Lichtschalter, Tür- und Fensterrahmen, Möbel- sowie Sockelkanten mit Malerkrepp abgeklebt werden. Lege den Boden sowie alle angrenzenden Flächen und Möbel mit Malerfolie aus und klebe diese an den Rändern fest, damit sie nicht verrutscht. Je sorgfältiger Du beim Abkleben vorgehst, desto besser sind später die Konturen und Kanten.
Meiner Erfahrung nach dauert das Abkleben oft länger als das eigentliche streichen. Aber es lohnt sich: Wer ordentlich abklebt, der muss hinterher nicht so viel sauber machen und kann beim Streichen relativ „arglos“ vorgehen und muss nicht mit dem dünnsten Pinsel jeder Ecke ganz akkurat ausmalen!
3. Schritt: Endlich dürfen Farbrolle und Pinsel ran
Nach der lästigen Vorarbeit kannst Du jetzt endlich zum spaßigen Teil kommen: dem eigentlichen Streichen. Eine Grundierung ist stets empfehlenswert, da sie den Untergrund anraut und so für eine optimale Haftung und Deckkraft der gewählten Farbe sorgt. Lasse diese anschließend bei normaler Raumtemperatur trocknen und verhindere Zugluft. So könnten sich nämlich nicht nur Schmutzpartikel an den noch nassen Wänden absetzen, sondern auch ungleichmäßige Flecken in der Wandfarbe entstehen. Wer beim Streichen die Fenster öffnet um die unangenehmen Farbdämpfe herauszulassen, der riskiert, dass Flächen ungleichmäßig trocknen (Flächen am Fenster werden so unter Umständen schneller Trocken).
Gehe beim Streichen stets wie folgt vor:
4. Schritt: Immer die Decke zuerst streichen
Die Decken werden immer zuerst gestrichen. Klar, so können überschüssige Farbkleckse in den Ecken und an den Wänden später optimal ausgeglichen werden. Am einfachsten streichst Du die Decke mit einem Teleskop-Pinsel. Gegebenenfalls hilft auch eine Leiter nach, achte hierbei aber stets auf einen sicheren Stand.
5. Schritt: Mit dem Pinsel in die Ecken
Bevor Du Dich an die Großflächen wagst, solltest Du jetzt zuerst die Ecken streichen. Verwende hierfür einen Pinsel. Nach den Ecken streichst Du anschließend auch schwer erreichbare Winkel, zum Beispiel bei Heizkörpern oder Fußleisten, mit dem Pinsel.
6. Schritt: Die Farbrolle richtig verwenden
Nun hast Du den „Rahmen“ geschaffen und kannst mit der Farbrolle weiterarbeiten. Je größer die Farbrolle, desto schneller bist Du mit großen Flächen fertig. Achte aber darauf, sie stets zuerst am Abstreifgitter abzurollen und anschließend mittig auf der Fläche anzusetzen. Arbeite lieber mit mehreren dünnen Farbschichten als mit einer sehr dicken.
7. Schritt: Erst quer, dann längs streichen
Doch auch mit der Farbrolle solltest Du nicht kreuz und quer arbeiten. Streiche die Wände systematisch erst in Quer- und anschließend noch einmal in Längsrichtung. Ist die Farbe nach einem Tag getrocknet, kannst Du auf Wunsch den ganzen Prozess noch einmal wiederholen.
Komm bitte nicht auf die Idee, kleine „Makel“ einfach schnell mit dem Pinsel auszubessern. Dies wird stets unschöne Flecken hinterlassen. Es lohnt sich daher, bereits beim Streichen selbst mit der größtmöglichen Sorgfalt vorzugehen. So kannst Du Dir die lästige Nacharbeit sparen und hast bereits einen Tag später eine trockene und in neuer Farbe erstrahlende Wand.
Wichtig ist: Das finale Ergebnis wird erst beurteilt, wenn die Farbe wirklich trocken ist. Lass dich nicht von Streifen oder Flecken irritieren, die direkt nach dem Streichen auf der noch feuchten Wand sichtbar sind und fang an nachzubessern. Gib der Sache Chance zu trocknen und beurteile dein Arbeitsergebnis erst, wenn alles nach 12-24 Stunden wirklich trocken ist!
8. Saubere Kanten
Noch ein kleiner Spezialtipp für alle, die mit mehreren Farben auf einer Wand arbeiten wollen (wer also zum Beispiel den unteren Bereich rot und den oberen Bereich einer Wand in weiß streichen möchte): Im Handel gibt es verschiedene Kreppbänder die „Farbkanten ohne überlaufen und Farbnasen“ versprechen. Vergiss das! Kostet viel Geld und bringt nix!
So klappt’s hingegen richtig mit sauberen Kanten:
- Klebe die Kanten deiner farbigen Fläche mit einfachem Kreppband aus dem Baumarkt ab.
- Fange mit der geringer deckenden Farbe an.
- Überstreiche die Kanten noch einmal mit der Hintergrundfarbe und lass alles trocken.
- Nun sind die Ränder deines Kreppbands mit der Farbe des Hintergrunds „versiegelt“, du kannst beginnen die 2. Farbe aufzutragen.
- Achte dabei darauf nicht über die Ränder des Kreppbands hinweg zu malen
- Ziehe das Kreppband ab, solange die Farbe noch nass ist. Du solltest nun eine tolle, gerade Kante vorfinden
So gehst du vor, wenn du meinem Beispiel von oben folgst und den unteren Teil der Wand rot streichst und den oberen weiß: Streiche zuerst die ganze Wand weiß. Nun klebst du den Teil ab, der rot werden soll. Von der weißen Fläche ausgehend streichst du die beiden Ränder deines Kreppbands noch einmal nach und lässt alles trocknen. Jetzt wird die rote Fläche gestrichen, dabei achtest du darauf nicht über das Kreppband zu malen. Im noch frischen Zustand ziehst du das Kreppband vorsichtig ab und solltest eine Scharfe Kante vorfinden!
Übrigens: Ich habe auch einen Artikel für dich vorbereitet, der dir erklärt wie du professionell tapezierst (zum Beispiel, wenn die Tapeten vor dem Überstreichen erst noch ausgetauscht werden müssen, weil sie bereits zu viel Farbe tragen).
Ich muss vor dem Auszug auch noch die Wände streichen und wollte die Materialien im Baumarkt besorgen. Danke für die praktische Liste der notwendigen Utensilien. Als echter Anfängerin hätte ich an das Abstreifgitter nicht gedacht! Den Wohnbereich selbst werde ich selbst streichen, für die Decken und das Treppenhaus jedoch einen Maler beauftragen.
Sie schreiben, dass man immer damit anfangen sollte, die Decke zu streichen. Unsere Decken sind enorm hoch und ich denke, das werde ich lieber einem Maler überlassen. Gut zu wissen, dass ich für den Rest erst quer und dann längs streichen musst!
Ich werde beim Kaufen der Farbrolle darauf achten, eine möglichst große zu besorgen. So geht das Ganze ja viel schneller. Ich werde darauf achten, das Abstreifgitter zu benutzen, danke für den Tipp.
Vielen Dank für die Tipps zum Wand streichen! Ich habe mit viel Überredungskunst überzeugen können, dass wir in unserer neuen Wohnung die Malerarbeiten selbst stemmen. Daher habe ich mir gleich Ihren vierten Schritt notiert, denn die Decken zuerst zu streichen um überschüssige Farbkleckse in den Ecken auszugleichen, ist natürlich ein schlauer Plan!
Interessant, dass das abkleben sogar eher Zeit in Anspruch nehmen kann, als das eigentliche Streichen. Ich habe auch mal den Tipp gehört, dass man nach dem Abkleben über das Klebeband erstmal mit weiß darüberstreichen sollte, um eine klarere Kante zu bekommen. Machen Maler das so?