Ein Umzug nach Stuttgart – Leben im Schwabenländle

umziehen nach Stuttgart

Wer noch nie in Stuttgart war, verbindet mit der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt für gewöhnlich eine florierende Wirtschaft, Automobilindustrie und… ja und was eigentlich noch? War da nicht einmal etwas mit Wutbürgern und Stuttgart 21? Wer Stuttgart kennt, der weiß glücklicherweise, dass die Stadt mehr zu bieten hat als Autos und Bahnhöfe. Stuggi – so nennen die Stuttgarter ihre Stadt liebevoll. Und wir zeigen im Folgenden, warum diese gerne unterschätzte deutsche Großstadt einen so liebevollen Kosenamen verdient, warum sich angehende Neustuttgarter auf die Heimat ihrer Wahl freuen können und welche Besonderheiten sie dort erwarten.

Stuttgart im Faktencheck:

Baden-württembergische Landeshauptstadt

Einwohner: 632743 (Stand 2017)

Fläche: 207,4 km²

Bevölkerungsdichte: 3052 Einwohner pro km²

Erstmals urkundlich erwähnt: 1229

Stuttgart gehört zu den Städten mit der höchsten Exportrate in Deutschland.

Seinen Namen verdankt Stuttgart dem Stutengarten, einem Gestüt, von dem man vermutet, dass es im zehnten Jahrhundert den Ursprung der Stadt bildete. Besiedelt wurde die Gegend jedoch schon weitaus früher. Kein Wunder, liefen hier doch schon vor Jahrhunderten wichtige Verkehrs- und Handelswege zusammen.

Wohnen in Stuttgart – jedes Töpfchen…

Stuttgart ist mit seinen gut 610.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt Deutschlands und Landeshauptstadt von Baden-Württemberg. Die Stadt besteht aus 23 Bezirken, die wiederum in 152 Stadtteile aufgesplittet sind. Da wundert es kaum, dass für jeden etwas Passendes dabei ist. Jedes Töpfchen findet hier sein Stadtteildeckelchen. So ist der Stuttgarter Westen bei Singles besonders beliebt. Kleine Geschäfte und Boutiquen, Bars und Cafés beleben das Straßenbild am und um den Hölderlinplatz. Und: Der Schlosspark ist nicht weit. Im Norden und Nordwesten von Stuttgart fühlen sich vor allem Familien und Paare wohl. Am nördlich gelegenen Killesberg liegt ein traumhafter Park und bei Weilimdorf und Feuerbach befindet sich ein großes Naherholungsgebiet, das zu Wochenendausflügen mit Kind und Kegel einlädt. Man ist jedoch nicht nur schnell im Grünen, sondern dank guter Verkehrsanbindungen auch schnell in der Innenstadt.

Wer zum Studieren nach Stuttgart kommt, hat in der Regel ein recht begrenztes Budget für die Miete zur Verfügung. Wer keinen Platz im Studentenwohnheim ergattert, kann in den Außenbezirken wie Botnang oder Möhringen relativ günstig wohnen. Auch hier sind die Verkehrsanbindungen sehr gut, so dass man auch abends rasch bei den beliebten Ausgehmeilen Mitte und Heusteigviertel ist.

Was die Miet- und Immobilienpreise angeht, gibt es in Stuttgart das gleiche Problem wie in allen anderen deutschen Großstädten. Die Preise haben in den letzten Jahren erheblich angezogen. Oder genauer gesagt: Seit 2009 sind die Mietpreise um gut ein Drittel gestiegen.  In Stuttgart liegt der durchschnittliche Mietpreis aktuell um die 11 Euro pro Quadratmeter.

Schwäbisch schwätze

Eine Sache gibt es, an die man sich als Neustuttgarter oder besser gesagt als Neigschmeckter, zunächst gewöhnen muss: den typischen Stuttgarter Dialekt. Verzweifle nicht, wenn du erst einmal kaum ein Wort von dem verstehst, was dein schwäbisches Gegenüber dir erzählt. Die schwäbische Sparsamkeit mag ein Vorurteil sein, wenn es um Geldangelegenheiten geht. Doch beim Sprechen zeigt sich der Stuttgarter durchaus geizig. So spart er hier gerne an Konsonanten, Vorsilben und Endungen. Und das macht die Verständigung nicht unbedingt leichter. Dazu kommt, dass die Schwaben auch die Grammatik zum Teil recht eigenwillig auslegen. Und mit Hanoi ist hier nicht unbedingt Vietnams Hauptstadt gemeint. Darum verraten wir dir an dieser Stelle ein paar wichtige Begriffe und Wendungen:

Zugezogener – Neigschmeckter

Guten Tag – Grissgodd

Auf Wiedersehen – Adele

Wie bitte? – Wasele?

Hanoi! – Das darf doch nicht wahr sein!

Lkw – Leberkäsbrötchen

Mauldasch – Maultaschen

A Guade! – Guten Appetit!

Kehrwoch – Kehrwoche

Ankommen

Wie in anderen Städten auch, hast du in Stuttgart zwei Wochen Zeit, um dich umzumelden. Es gibt 23 Bürgerbüros, die in den verschiedenen Bezirken verteilt sind und bei denen du die Ummeldung kostenlos durchführen kannst. Eine Anwesenheit zur Ummeldung ist erforderlich, da das Formular eigenhändig unterschrieben werden muss. In besonderen Fällen kann natürlich eine Vollmacht für die Erledigung der Formalitäten erteilt werden. Zum Ummeldetermin müssen die üblichen Unterlagen wie Personalausweis oder Reisepass und eine Bestätigung des Wohnungsgebers mitgebracht werden. Nähere Informationen zum Thema Ummeldung findest du auch auf den Internetseiten der Stuttgarter Stadtverwaltung.

Beim Erledigen der Formalitäten solltest du unbedingt daran denken, dass du nicht nur dich selbst, sondern – sofern vorhanden – auch dein Auto ummelden musst. Die richtige Anlaufstelle ist hier die Zulassungsstelle in Feuerbach.

Hundebesitzer müssen zudem ihren Vierbeiner in der neuen Stadt anmelden und die Hundesteuer in der neuen Heimat abführen. Für die Anmeldung von Hunden ist die Stadtkämmerei zuständig.

StuttgartEinleben

Auch in einer Stadt, die von über einer halben Millionen Menschen bevölkert wird, kann man sich einsam fühlen, vor allem als Neuankömmling, der noch keine Kontakte geknüpft hat. Doch glücklicherweise gibt es gerade in einer Großstadt zahlreiche Möglichkeiten, Leute kennenzulernen. Zum einen funktioniert das natürlich über ein Hobby, das du mit anderen ausübst. In Stuttgart gibt es zahlreiche Sportvereine und andere Interessengruppen zur gemeinsamen Freizeitgestaltung, die du wahrnehmen kannst. Auch über ein Ehrenamt kommst du schnell mit anderen in Kontakt. Nähere Informationen zu ehrenamtlichen Tätigkeiten und Freiwilligendiensten findest du zum Beispiel auf der Homepage der Stadt. Der Vorteil beim Kontakteknüpfen über ein Hobby, einen Verein oder ein Ehrenamt ist, dass du schon einmal über ein gemeinsames Interesse mit den anderen verbunden bist. Es gibt auch ganz explizite Angebote für Neustuttgarter. Die Facebookgruppe „Neu in Stuttgart“ organisiert regelmäßig Treffen für Neigschmeckte und die Gruppe ist groß.

Die Kehrwoche

„Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen.“

So hieß es in einer Verordnung des Stuttgarter Landesherren im Jahr 1492. In dem Jahr, in dem Kolumbus Amerika entdeckte, entdeckten die Württemberger die Reinlichkeit. Die Kehrwoche hielt sich lange. Doch in Stuttgart wurde sie im Jahr 1988 vom damals amtierenden OB abgeschafft. So wird die Reinigungspflicht inzwischen auch in Stuttgart durch Hausordnungen und Mietvertrag geregelt. Und für das Fegen der Bürgersteige und die Schneefreiheit derselbigen ist wie üblich auch in Stuttgart der Hauseigentümer verantwortlich. Dieser kann die Verantwortung auf die Mieter oder einen Hausmeister übertragen. Dabei sind diese Arbeiten vom Gesetzgeber her nach Bedarf durchzuführen und nicht im Rahmen der wöchentlichen Kehrwoch‘, die von vielen Stuttgartern dennoch (im Rahmen von Hausordnung oder Mietvertrag) aufrechterhalten wird.

Entdecken

In und um Stuttgart gibt es viel zu entdecken und zu erleben. Hier muss sich niemand langweilen. Egal bei welchem Wetter.

Zahlreiche Cafés, Bars und Restaurant bieten etwas für jeden Geschmack. Die Parks und Grünanlagen laden an warmen Sommertagen zum Verweilen ein. Und ganz schnell bist du auch mit dem Fahrrad, den Öffentlichen oder dem Auto raus aus der Stadt und so richtig im Grünen. Hier lässt es sich herrlich wandern zwischen Neckar und Weinbergen. Und ach ja, sowieso, der Wein…

Kultur

Stuttgart wartet mit einem regen Kulturprogramm auf. Staatsoper, Theater, Kleinbühnen. Und die Neue Staatsgalerie öffnet mittwochs sogar kostenfrei ihre Pforten. Hier gibt es Kunst ab dem späteren Mittelalter bis hin zur Moderne zu betrachten.

Freizeitparks und Ausflugsziele

Für Familien und Kinder halten Stuttgart und Umgebung wunderbare Ausflugsziele bereit. Da sind die „Klassiker“ wie der Stuttgarter Zoo Wilhelma und der Märchenpark Ludwigsburg, aber auch moderne Attraktionen wie Tripsdrill bei Cleeborn und der Indoorfreizeitpark Sensapolis. Immer wieder einen Besuch wert sind auch der Freizeitpark Traumland und die Bärenhöhle auf der Schwäbischen Alb. Und die genannten sind nur ein kleiner Ausschnitt der Freizeit-, Tier- und Wildparks, die es in Stuttgart und Umgebung zu entdecken gibt.

Sport und Abenteuer

Wer seine Freizeit gerne aktiv erlebt, der findet zahlreiche Möglichkeiten, in Stuttgart seinen Hobbys nachzugehen oder neue Hobbys zu entdecken. Mit der Freestyle Akademie findet man in Rutesheim die größte Halle für Skifahrer und Skater. Das Café Kraft und das Kletterzentrum Stuttgart bieten Kletterfans alles, was sie brauchen. Und von den Fahrrad- und Mountainbikerouten, den Wanderwegen, Kanutouren und Kletterwäldern der Umgebung wollen wir hier gar nicht erst anfangen.

Sehenswürdigkeiten

Neu in der Stadt? Da gehört es doch zum guten Ton, sich mit den Sehenswürdigkeiten und der Historie vertraut zu machen:

  • Ein wenig außerhalb der Innenstadt steht der Fernsehturm. Wer hier rauffährt bekommt schon mal einen wunderbaren Überblick von oben über die neue Heimat.
  • Auch von der Karlshöhe aus bekommt man einen tollen Ausblick über Stuttgart geboten. Zudem gibt es dort oben Spiel- und Sportplätze. In den Sommermonaten ist der Biergarten auf der Karlshöhe ein beliebtes Ausflugsziel.
  • Selbst als Radfahrer aus Überzeugung kommt man an Autos in dieser Stadt nicht vorbei. Das Porsche- und das Mercedes-Benz-Museum sind in Stuttgart beliebte Ausflugsziele.
  • Im Schloss Rosenstein befindet sich das Staatliche Museum für Naturkunde. Auch der kleine Schlosspark ist eine Besichtigung wert.
  • Das 1746 errichtete Neue Schloss war früher einmal die Residenz von Königen und den württembergischen Herzögen. Inzwischen beherbergt es Ministerien und Verwaltungseinrichtungen. Besichtigen kann man es dennoch im Rahmen einer Führung durch das Gebäude. Zudem lohnt sich ein Ausflug in den zugehörigen Park. Direkt neben dem Schloss liegt das Kunstmuseum Stuttgart. Hier gibt es wechselnde Ausstellungen zu sehen. Ein Fokus liegt auf regionalen Künstlern.
  • An Schlössern mangelt es Stuttgart wirklich nicht. Neben dem Neuen Schloss ist auch das Schloss Solitude sehenswert. Das prächtige Gebäude liegt etwas außerhalb der Stadtmitte leicht erhöht auf einem Hügel. So bietet nicht nur der Bau an sich, sondern auch der Blick vom Schloss großartige Aussichten. Spaß machen besonders die Themenführungen durch das Rokoko-Gebäude.
  • Ein weiteres historisches Highlight ist die Stuttgarter Stiftskirche. Diese steht bereits seit dem 12. Jahrhundert in zentraler Lage der Stadt. Die Führungen durch die Kirche werden kostenlos angeboten. Wer einen Besuch am Samstag einplant, kann diesen mit einem Rundgang über den kleinen Markt verbinden, der wöchentlich vor der Kirche stattfindet.
  • Im Gegensatz zur weitbekannten Stiftskirche ist die Johanneskirche am Feuersee schon beinahe ein Geheimtipp. Dabei ist der Blick auf die Johanneskirche mit den Wasserspielen im Vordergrund auf jeden Fall einen Gang in die Weststadt wert.

Unterwegs in Stuttgart

Mit dem Auto durch Stuttgart fahren kann die Hölle sein. Die Stadt ist berühmt für ihre Staus. Gerade zu den Stoßzeiten ist daher dringend dazu zu raten, das Auto stehen zu lassen – nicht zuletzt der Stuttgarter Luft zuliebe.

Stuttgart Fahrverbot

Die Belastung der Luft durch Stickoxide ist in vielen deutschen Großstädten ein Problem. Stuttgart ist davon leider besonders stark betroffen. Im Jahr 2018 waren die Stickoxidwerte in 35 Städten höher als erlaubt. Am höchsten waren sie mit 71 Mikrogramm pro Quadratmeter in der baden-württembergischen Hauptstadt. Der EU-Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm pro Quadratmeter. Feinstaub bzw. Stickoxide sind gesundheitsschädlich. Und einer der Hauptverursacher der Luftverschmutzer sind Dieselfahrzeuge. Daher gilt seit dem 1. Januar 2019 ein ganzjähriges Fahrverbot für Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 4/IV und schlechter im gesamten Stadtgebiet.

Wie kommt man sonst in Stuttgart gut von A nach B? Radfahren ist in Stuttgart nicht jedermanns Sache, da es viel auf und ab geht. Da braucht es für längere Wege schon ein wenig Kraft. Eine tolle Alternative ist ein E-Bike. Und Glücklicherweise ist der öffentliche Nahverkehr in Stuttgart sehr gut ausgebaut. Tatsächlich bietet die Stadt eines der am dichtesten ausgebauten Nahverkehrsnetze in Deutschland. Mit dem VVS, dem Stuttgarter Verkehrs- und Tarifverbund, kannst du schnell und bequem in der Stadt unterwegs sein und auch die Anbindung an die umliegenden Gemeinden ist sehr gut – und das auch noch nach ein Uhr in der Nacht. Am 1. April 2019 tritt zudem die große Tarifreform des VVS in Kraft. Durch die Reform soll nicht nur die Aufteilung der Tarifzonen übersichtlicher werden. Für viele Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs wird das Fahren mit Bus und Bahn zudem deutlich günstiger. Auf diese Weise sollen noch mehr Pendler und Gelegenheitsfahrer dazu gebracht werden, vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.

Das Klima in Stuttgart

Wer nach Stuttgart zieht, kann sich auf ein angenehm gemäßigtes Klima freuen. Die Wetterlage ist hier geprägt von der Lage der Stadt im Neckarbecken, die Abschirmung durch den Schwarzwald, die Schwäbische Alb und den Schurwald östlich der Stadt sowie durch das Strom- und Heuchelberggebiet im Nordwesten. Das Temperaturmittel liegt bei 10 Grad im Stadtkern und 8,5 Grad in den Randgebieten. Das Klima ist angenehm, doch hat die Stadt ein massives Problem mit Luftverschmutzung durch Feinstaub, das jedoch seit Januar 2019 aktiv durch Fahrverbote angegangen wird.

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